Kultusministerin Schopper besucht Vinzenz Rose-Ausstellung der RSO

Eine Ministerin durch ihre Ausstellung zu führen, ist für Amelie Götz und Azra Arat schon aufregend. Selbst wenn die Mitglieder der Geschichte-AG der Realschule Obrigheim inzwischen gewohnt sind, Schulklassen und Erwachsene, auch prominente darunter, über Vinzenz Rose zu informieren.

 

Nun hat Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper jüngst die Ausstellung „Vinzenz Rose – Einer von uns?!“ in der KZ-Gedenkstätte Neckarelz besucht. In der Ausstellung geht es um Vinzenz Rose, einen Sinto, der der den Holocaust überlebte und unter anderem in eben jenem Konzentrationslager Neckarelz inhaftiert war.

Gestaltet wurde die Ausstellung von den Schülerinnen und Schülern der Realschule Obrigheim. „Wie die Schülerinnen und Schüler sich ernsthaft mit ihrer lokalen Geschichte vor Ort auseinandergesetzt haben, beeindruckt mich wirklich“, sagte Ministerin Schopper bei ihrem Besuch in Neckarelz. „An Vinzenz Rose lernen wir, was schlimmste Gewalt und Ausgrenzung konkret heißt. Heute ist es wichtiger denn je, dass wir uns mit dieser Geschichte beschäftigen und auch anderen Menschen davon erzählen. Das tun die Schülerinnen und Schüler mit dieser beeindruckenden Ausstellung.“

 

Zuvor waren die 16 Fahnen der Ausstellung über Vinzenz Rose sechs Wochen in der Schule selbst zu sehen, um allen vor Ort die Möglichkeit zu bieten, sich eine Meinung zu bilden, ob Vinzenz Rose ein geeigneter Namensgeber für die Realschule Obrigheim sein könnte. Rose musste als Neckarelzer KZ-Häftling gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fast täglich den Neckar überqueren, um von den Nazis in der Gipsgrube Obrigheim als Sklavenarbeiter missbraucht zu werden.

Zunächst berichtet Azra, inzwischen Schülerin am Wirtschaftsgymnasium, wie sie vor zwei Jahren mit dem Projekt begonnen haben – Quellen sichten, Texte schreiben, die Grundlagen für die heutige Ausstellung schaffen. Sie erwähnt, dass es schon seit vielen Jahren eine Bildungspartnerschaft zwischen Gedenkstätte und Schule gebe – mit Projekttagen im Museum und Geocaching auf dem Goldfischpfad in Obrigheim.

Nach einem groben Überblick über Inhalt und Konzept der Ausstellung erklärt dann Amelie der Kultusministerin Theresa Schopper das Fragezeichen im Titel der Ausstellung: „Weil unsere Idee umstritten ist. Es gibt auch Gegner.“ Am Beispiel einer Fahne zeigt sie exemplarisch auf, welche Bedeutung Vinzenz Rose als Pionier für die Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma hatte. „Sinti lives matter“, so die Überschrift der Fahne, die die Zehntklässlerin der Ministerin genauer vorstellt. Den Bezug zur aktuellen Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen in den USA habe die AG bewusst gewählt, um deutlich zu machen, dass diese Minderheit auch in der Nachkriegszeit und bis in die Gegenwart diskriminiert werde, erläutert die Schülerin.

 

Es geht um die Idee hinter dem Namen Vinzenz Rose. Es geht um unsere Werte heute. Ich verstehe die Ausstellung und die Initiative als einen Beitrag zur Demokratiebildung“, ergänzt der Leiter der Geschichte-AG Bernhard Edin, vor der letzten Fahne der Ausstellung stehend. Mehr als um die Geschichte gehe es um die Gegenwart, darum, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. Und Amelie wird noch einmal konkret. Sie zeigt Frau Schopper ihr Foto, das dort wie das der anderen 14 Mitglieder der AG zu sehen ist. „Da stehen meine Werte drunter“, sagt sie.  „Mit Vinzenz Rose verbindet mich, dass ich nur in einer Schule lernen will, in der alle gleichbehandelt werden. Egal was sie glauben, welches Geschlecht oder welche Herkunft sie haben.“ Das Leben Vinzenz Roses habe ihr gezeigt, wohin es führe, wenn man Menschen und Gruppen ungleich behandle. Beeindruckt habe sie, wie er dafür gekämpft habe, dass seine Minderheit die gleichen Rechte erhält wie alle deutschen Bürger. „Er ist einer von uns! Mit Ausrufezeichen“, schließt sie ihren Vortrag vor der Ministerin und erklärt ihr, warum das Fragezeichen auf der letzten Fahne fehle: „Weil wir überzeugt sind, dass er ein guter Namensgeber wäre“.

Als sich die Ministerin verabschiedet, ist Amelies Aufregung längst verflogen. Sie ist stolz, die Kultusministerin geführt zu haben. Und sie weiß, dass es eine große Anerkennung für die Arbeit ihrer AG darstellt, dass sie sich die Zeit für diesen Besuch genommen hat.